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Den Toren bringt der Ärger um,
Leidenschaft tötet den Narren.
Hiob 5 : 2
 
Seelische Selbstheilungskraft – Vorwort

 

Es sind immer kleinere oder größere Traumatisierungen, die Menschen lebenslang unterschiedliche Störungen des seelischen Befindens bereiten können und ihre Stellung in Familie und Gesellschaft nachhaltig bestimmen. Aus diesem Teufelskreis herauskommen kann man nicht durch eingleisige psychotherapeutische Methoden sondern nur durch Individuation. Die aktuelle Psychotherapie hat längst erkannt, dass der Charakter sich nur dann umfassend positiv wandelt, wenn mehrdimensional und vielgestaltig gearbeitet wird, denn auch die Störungen sind meistens umfassend und äußern sich unterschiedlich. Schon seit Jahrzehnten wird großes Gewicht auf klientenzentrierte Therapien gelegt, was einer Selbsttherapie bereits sehr nahe kommt. Darum ist es nun an der Zeit, einmal darzulegen, wie ganzheitliche Selbsttherapie ohne Hilfe durch einen Therapeuten gelingen und zur befreienden Individuation führen kann. Ganzheitliches Denken setzt dabei unbedingt vielschichtige Mehrdimensionalität voraus.

Auch unter der unterstützenden Begleitung durch einen professionellen Therapeuten entscheiden schlussendlich die persönliche Charakterarbeit und der Grad individueller Unabhängigkeit über Qualität und Resultat einer Psychotherapie, die nur dann wirklich zur erstrebten befreienden Individuation führt, wenn der Klient seine Willenskraft souverän entwickelt und er mit seinen Ängsten umzugehen lernt, die an sich nichts Bedrohliches haben. Und darum ist dies Buch selbstverständlich auch als Begleitung einer Psychotherapie unter der Assistenz eines professionellen Therapeuten geeignet aber auch für jeden Menschen, der etwas mehr aus seinem Leben machen möchte, als nur unreflektiert die kleinen und größeren Ereignisse des Lebens an sich vorbeiziehen zu lassen. Wer nach dem Sinn seiner Existenz fragt, nach dem Sinn des menschlichen Lebens und Trachtens, des Leidens und auch der Freude, der wird früher oder später den großen letzten Fragen näher kommen und Antworten suchen wollen, weil er dann alles bewusster wahrnimmt. Eigentlich ist der Ausdruck Selbsttherapie irreführend, weil es sich bei der Arbeit am ganzen Menschen um eine verfeinernde Bildung der eigenen Persönlichkeit mit dem Ziel der Individuation und daher um Charakterarbeit handelt.

Die Autorin ist bemüht gewesen, ein gut verständliches Werk vor allem für Laien zu schaffen. Fachausdrücke sind allerdings nicht immer vermeidbar. Sie werden teilweise sofort erläutert oder können in den beiden Hinweisregistern auf den Seiten 646ff und 669ff nachgeschlagen werden. Dadurch wird dem Leser auch die Fachsprache im Laufe der Zeit immer vertrauter werden. Eine einfache Anleitung zum Gebrauch der Hinweisregister befindet sich auf der vorherigen Seite.

Sofia Sörensen, Jahrgang 1946, ist es gelungen, unter konsequenter Selbstführung alle ausgeprägten Symptome ihrer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS; englisch Posttraumatic Stress Dissorder = PTSD) innerhalb weniger Wochen dauerhaft zu löschen. In Kombination mit bewährten klassischen und modernen psychotherapeutischen Methoden wie der Psychoanalyse, Traumanalyse, Verhaltenstherapie, selbständiger, praktischer Durchführung der EMDR-Methode nach Francine Shapiro, einfachen bekannten Entspannungstechniken, Abschiedsritualen nach Onno van der Hart, Achsamtkeitsübungen nach Michaela Huber, PITT nach Luise Reddemann, MPTT nach Gottfried Fischer, Schulung des Entnahmeverhaltens, ihrer eigenen Kreativität, religiöser Selbstbestimmung und letztlich auch einer Schreibtherapie führte sie eine integrativ-vernetzende, ganzheitliche Psycho-Selbsttherapie durch.

Sofia Sörensen zeigt in ihrem Buch beispielhaft, dass durch konsequente und liebevolle Schulung des eigenen Willens eine Selbsttherapie problemlos gelingen kann, indem sich von daher die notwendige Willenskraft von allein entwickelt. Die Selbstheilungskräfte liegen in jedem von uns bereit und warten auf liebevolle Pflege. Sie sind weder beim Arzt, Heilpraktiker, Pfarrer, Guro, Schamanen, Apotheker, Psychotherapeuten, Professor, im Buchladen, beim Gesundbeter oder Geistheiler noch von der Krankenversicherung zu bekommen, weil sie nicht übertragbar sind. Selbstheilungskräfte müssen tatsächlich auch selbst gesucht werden, indem aktiv das Loslassen geübt wird. Nur so entwickeln sie sich von selbst und unbeeinflusst vom Kern dieses individuellen Selbst ausgehend. Dafür benötigen wir Mut zur Angst.

Der schnelle Therapieerfolg kam bei Sofia Sörensen vor allem durch das regelmäßige Einbeziehen der Augenbewegungsmethode nach Francine Shapiros EMDR zustande. Hierdurch kam es zur überwältigend raschen Reprozessierung und dauerhaften Löschung der umfangreichen, typischen Psychotrauma-Symptome. Die Entscheidung zur Verwirklichung einer Selbsttherapie liegt immer allein beim Durchführenden. Die gründlichen Ausführungen in diesem Buch sind deshalb kein simples Rezept zum Nachmachen, sondern sie können lediglich eine modellhafte Darstellung der individuellen Selbsttherapie von Sofia Sörensen sein, denn jede Psychotherapie ist letztlich so individuell verschieden wie es die Persönlichkeiten, Lebensgeschichten und erlernten Reaktionsmuster sind. Sofia Sörensen erläutert daher auch mögliche Klippen und Gefahren einer Selbsttherapie. Ganzheitliches Denken in Psychologie, Theologie, Medizin, Ernährung und Umwelt begünstigten die Durchführung ihrer konsequent ganzheitlichen Charakterarbeit, die sie selbst gern ihre Elbestrand-Therapie nennt, weil sie sich dort am wohlsten fühlt und ihre therapeutischen Sitzungen überwiegend am Falkensteiner Ufer völlig allein durchgeführt hat.

Die Autorin ist eine Selfmade-Frau, die trotz ihrer schweren Kindheitstraumatisierungen, gestörter schulischer Entwicklung und einer traumatisierenden Ehe sich allen negativen Erfahrungen zum Trotz den Glauben an das Gute und die Selbstheilungskräfte bewahren konnte. Sie hat ein neunjähriges, sehr umfangreiches Heilpraktiker-Studium durchgeführt, um sich von unserem krank machenden Gesundheitssystem weitgehend abzunabeln. Außerdem hat sie schon seit 1986 ihre Ernährung auf vollwertig-vegetarisch und überwiegend vegan umgestellt.

Sofia Sörensen war unter anderem Musikinstrumenten- und Reformhausverkäuferin, während des Musikhochschulstudiums Werkstudentin und Schwesternhelferin, hat in der Altenpflege gearbeitet, war in der Jugend Opernsängerin und Musiklehrerin, Mutter von drei Kindern und dreiundzwanzig Jahre lang sehr engagierte Ehe- und Hausfrau. Nach der Scheidung war sie Tanzmusikerin an der Costa Blanca. Sie hat in mehreren Ländern gelebt und gibt privaten Sprachunterricht. Sie hat sich während Jahrzehnten autodidaktisch in Psychologie, Soziologie, Philosophie und vor allem auch in seriöser katholischer Theologie fortgebildet und ist bemüht, ein von jeglichem Fundamentalismus freies,
christliches Leben zu führen.

Die ausführlichen Schilderungen der Selbsttherapie sind durchdrungen von reichlich Fachwissen auf sehr unterschiedlichen Gebieten, und Sofia Sörensen reflektiert ihre Selbsttherapie auf dem Hintergrund von Naturheilkunde wie Schulmedizin, gesunder vegetarischer Lebensweise mit Vollwertkost und der Ehrfurcht vor den Mitmenschen, der Umwelt und dem Schöpfer. Dabei ist sie darum bemüht, zwischen unterschiedlichen Weltanschauungen wie beispielsweise Christentum, Islam und Judentum bis hin zu allgemein bekannten und auch sehr persönlichen philosophischen und theologischen Betrachtungen eine Brücke zu bauen. Die eigentliche Therapie wird ausführlich anhand ihrer Arbeitshypothese, Therapiestrategie und Durchführung sowie durch ihre Biografie erläutert. Sofia Sörensen blickt auf ein sehr bunt-bewegtes Leben in mehreren Ländern und sehr unterschiedlichen Berufen und Berufungen zurück, und darum ist der autobiografische Teil sehr lebendig und interessant zu lesen.

Die Liebe zu sich selbst ist immer zugleich die Liebe zum Schöpfer seiner selbst und die Liebe zum bewahrenden Inneren Kind, das gut geführt werden möchte. Der Weg dorthin führt mitten durch die schwarze, so vielgestaltige Welt der Angst unter der Selbstbefreiung aus dieser zugleich störenden wie auch leitenden Angst. Das Medium zwischen Mut und Angst ist die Willenskraft, welche in jedem Menschen ruht. Nur ist sie oftmals verschüttet unter all dem Müll an eigenen und fremden Bewertungen, Meinungen und Überzeugungen, die im Rückzug in die Verletzlichkeit allen Mut und damit die eigene Lebendigkeit überdecken.

Sofia Sörensen ist ans wahre Licht ihrer Lebenssonne zurückgekehrt. Und während dieser mühsamen doch mit jedem Schritt immer mehr befreienden Reise hat sie ihr Buch für Menschen, die ebenfalls unterwegs sein wollen, um ihre eigentliche Heimat wiederzufinden, als Selbsterfahrungsbericht geschrieben. Seelische Selbstheilungskraft - Ganzheitliche EMDR- Selbsttherapie und individuierende Selbstanalyse möge dazu beitragen, unsere Welt ein wenig menschlicher zu gestalten, persönliche und globale Dissoziationen zu verringern und eine charaktervolle Synthese der Weltanschauungen und ihrer Ausdrucksformen mit herbeiführen zu helfen. Es ist nicht so wichtig, welchen Blickwinkel wir haben, es ist einzig und allein wichtig, dass wir jedem seinen Platz zugestehen, damit möglichst viele eine gute Sichtmöglichkeit unter demselben Sonnenlicht haben können.

Sofia Sörensen erteilt weder schriftlich noch persönlich Rat zur Durchführung einer Selbsttherapie noch zu Krankheiten oder irgendwelchen Behandlungen, weil jede Selbsttherapie wirklich auf eigener, selbstverantwortlicher Grundlage und unter persönlicher Selbsteinschätzung durchgeführt wird. In diesem vorliegenden, sehr umfangreichen Buch ist diesbezüglich genug gesagt. Frau Sörensen hält hin und wieder Vorträge über Themen wie Verantwortung, Selbstverantwortung, Schuld und Scham, Schulung der Willenskraft, Entnahmeverhalten, Seelenökologie, Charakterarbeit, Synthese der Disziplinen, gesunde Ernährung, Naturheilkunde, natürliches Leben und Individuation.

Der gesamte Reinerlös aus dem Autorenhonorar kommt in voller Höhe der durch Misereor geförderten Berufsausbildung ehemaliger Kindersoldaten zugute.