Mein Buch, meine Idee
Mein Leben
Hinweise
Kontakt
Links
Aktuelles
Sonstiges
Die Buchcover
Impressum
"Itacker müssen (nicht) abkratzen!" – Vorwort

 

Schon bald, nachdem ich mein sehr umfangreiches und detailliertes Buch Seelische Selbstheilungskraft - Ganzheitliche EMDR-Selbsttherapie und individuierende Selbstanalyse veröffentlicht hatte, wurde mehrfach der Wunsch an mich heran getragen, nach meiner vor allem sachlichen Schilderung, meine Lebensgeschichte wie auch meine Selbsttherapie vereinfacht und verkürzt für eine breitere Leserschaft zur Verfügung zu stellen, die rasch erfahren möchte, was geschehen ist, wieso ich glaube, dass schwere Kindheitstraumata lebenslang wirken können, warum ich mich erst an der Schwelle zum Alter durch die neuere EMDR-Selbsttherapie daraus verabschieden konnte und warum meine früheren Psychotherapien nur Stückwerk waren, ein Stückwerk das erst durch das Eye Movement Desensitization Reprocessing aufgearbeitet werden konnte. ► Seiten 172ff

Dem Wunsch komme ich gern nach. Ich beschreibe im vorliegenden Buch in erzählender und allgemein verständlicher Weise anschaulich meinen Lebenskrimi, der aufgrund meiner Herkunft zu teilweise recht bizarren Konstellationen führte, zu allerlei Verstrickungen, Knoten und Lebensstrickmustern, die sich in immer neuer und doch sehr ähnlicher Weise wiederholten.

Vor allem aber passten meine Wertvorstellungen und die mir vielleicht auch angeborene Tiefgründigkeit nicht in die allgemeine Oberflächlichkeit hinein. Und das führte oftmals zu unüberbrückbaren Reibungsflächen, an denen ich mich habe aufreiben lassen, weil ich mich dem nicht zu entziehen wusste und als Kind sicher auch nicht konnte..

Mein Vater war ein Kind Siziliens, in das er schicksalhaft hinein geboren wurde. Und das bezahlte er zwangsläufig mit seinem Leben, denn Sizilien hat seine ureigenen Vorstellungen und ungeschriebenen Gesetze, mit denen er aus wohl demselben Grund wie ich nicht zurecht kam. Und ich, die ich ebenfalls schicksalhaft an den Ort gestellt war, an dem mich meine Mutter geboren und später durch Umzüge gebracht hat, bezahlte es mit meiner seelischen Gesundheit beziehungsweise mit den Anpassungen an die jeweilige Gesellschaft. Und Anpassungen können durchaus das Rückgrat krumm machen! Zuerst in Rom und später in Hamburg-Lurup, wo sie mich nicht nur einfach gehänselt, sondern fast erschlagen haben: Meine Schuldkameraden, die ich Schuldkameraden genannt habe, denn sie haben Schuld auf sich geladen oder auf sich laden lassen, denn auch sie waren ja als Kinder Opfer ihrer Erziehung.

Von Stufe zu Stufe leidend und dennoch gleichzeitig immer in meiner Selbstwerdung fortschreitend, habe ich den Zugang zu meinen Selbstheilungskräften gefunden. Einmal Opfer, immer Opfer gilt für mich jetzt - Gott nicht sei Dank - nicht mehr, weil ich mich nicht mehr zum Opfer machen lasse: Nie mehr Opfer, denn ich habe meine Seelenmuckis trainiert und wehre mich, wenn mir jemand gar zu frech kommt.

Auf die diversen Symptome meines inzwischen völlig überwundenen posttraumatischen Belastungssyndroms (PTBS) gehe ich in diesem Buch nicht mehr in allen Einzelheiten ein. Ich habe sie in meinem ersten bereits ausführlich beschrieben. Hier dreht es sich nicht mehr um die überwundenen Symptome, nicht um eine vergangene seelische Krankheit, sondern außer um ihre Entstehung vor allem darum, wie ich den letztlich immer selben Ballast meines Lebens endlich los geworden bin. Und wenn es nötig wird, bessere ich ab und an noch nach, um meine stabile Position dauerhaft zu erhalten. Rückschläge werfen mich nicht mehr um. Ich gehe jetzt auch nicht nochmals auf religiöse Auseinandersetzungen ein, auf die angebliche Unauflösbarkeit einer vollzogenen oder nicht vollzogenen Ehe und wo da der Unterschied sei. Ich lasse also die Kirche im Dorf und kümmere mich bei mir zu Hause in meiner persönlichen Trutzburg ausschließlich um mich selbst und mein Seelenheil, nicht aber darum, wie und ob ich die Welt verändern möchte. So gesehen gilt der englische Spruch: „My home is my castle!“ Und darum bringt mich jetzt nichts mehr so leicht aus dem Häuschen, wenn überhaupt noch.

Jeder erneute Stress, jede neue Traumatisierung, die einander regelrecht anzogen, zu einem dicken Klumpen miteinander verschmolzen und in immer kürzeren Abständen immer traumatisierender wurden, zogen mich früher immer weiter mit sich hinunter, und ich kam aus der laufenden Hab-acht-Haltung (= Hypervigilanz)
erst im Laufe eines langen Lebens heraus. Ich besinne mich bei neuen Konfrontationen mit Eseln, Narren, Drachen und anderen Aggressoren auf meine Seelenmuckis und meine Trutzburg. Ich lasse mich nicht mehr ins Bockshorn jagen, sondern setze mich sofort auseinander. Auf diese Weise bin ich aus meiner Rückzughaltung heraus gekommen und greife nötigenfalls auch selbst mal an. Und es ergeben sich keine neuen TriggerS1, das heißt keine neuen krankhaften Drehpunkte, um die herum ein Endlosleid und Endlosjammern losgetreten würde. Ich sehe die Ärgerlichkeiten des Lebens nur noch wie sie sind, ohne sie aufzubauschen. Sie greifen eben nicht mehr auf mein Gesamtbefinden über.

Das Rezept zur Selbstwerdung (=Individuation) ist ganz einfach, und dennoch oder gerade darum erfordert es Training und Selbstdisziplin, denn das Rezept heißt vor allen Dingen:

  • "Arbeite an deinem Charakter, an dir selbst. Lerne den Umgang mit deinen Ängsten, deinem fein säuberlich bewahrten Vermeidungsverhalten, mit all deinen noch so schnuckeligen Voreingenommenheiten, Vorlieben und Abneigungen, mit deinen verdrehten Projektionen (= Übertragungen).

  • Und auch mit deinem Schatten und dem dir Fremden in dir selbst und deinen Mitmenschen solltest du dich mutig auseinander setzen, um deinen alten Adam abzulegen und dich in den postmodernen Homo sapiens, sapiens, den wissenden Menschen, der weiß, dass er weiß, und manchmal auch nichts weiß, hinein zu entwickeln. Lass Deine Wandlung zu und versteck Dich nicht mehr in Deinem – zerbrechlichen Schneckenhaus! Und ich verspreche dir: Es lohnt sich, den tollen Hecht zu finden, der du eigentlich bist!

  • Lerne also mutig, Wandlung zuzulassen und unterwegs zu sein. Nicht nur aus beruflichen Gründen und wegen deiner privaten Reisen nach nah und fern sondern dort, wo deine Wandlung oft auch schmerzhafte Geburtswehen begleiten. Deine eigenen Geburtswehen, in denen du dich selbst gebierst.

  • Mach dir deine Lebensstrategien selbst, folge ihnen und bessere ab und an mal nach. Bleib dir dabei aber stets selbst treu und bleib dran, ohne in Selbstbeweinung, Selbstbeweihräucherung und übertriebene Ansprüche an dich und deine Mitmenschen zu verfallen

  • Bange machen und bange machen lassen gilt auch nicht. Applaus ist schön, aber noch angenehmer ist es, wie wir wissen, ein angenehmer Mensch zu sein. Und der muss nicht dauernd Applaus bekommen. Erwarte also keinen Applaus und applaudiere dir vor allem dann selbst, wenn es sonst keiner macht.

  • Nimm dich selbst nicht so wichtig und lass auch mal andere Leute machen. Du bist ersetzbar. Nicht jeder muss dich lieben, du liebst auch nicht jeden. Und nimm auch du andere Leute nicht wichtiger als dich selbst. Du bist dir das schuldig.

  • Blamage ist normal und lässt dich ungeniert leben. Blamage ist cool, weil du einen breiten Rücken hast, an dem alle Leute dir runterrutschen können, die für dich kein Mitgefühl haben

  • Furz ruhig mal laut, vernehmlich und selbstverständlich in Gesellschaft und beobachte nicht sonderlich, wie und ob die Leute darauf reagieren. Sing mal auf der Straße laut oder pfeif wenigstens vor dich hin. Es ist egal, was andere Leute von dir denken könnten. Sei du selbst und bleibe du selbst in jeder Situation. Das macht dich zum freien, unabhängigen Menschen.

  • Schau täglich in den Seelenspiegel und begrüß dich ehrlich. Mach dir selbst nichts vor. Sei einfühlsam in dich und deine Mitmenschen. Trau dir was zu. Übe das Alleinsein mit dir selbst und lerne, dich auszuhalten. Das können nämlich nur sehr wenige. Du (dein Ich also) musst allerdings unentwegt mit dir (selbst), deinem siamesischen Zwilling zusammen bleiben. Also bitte, lauf nicht vor dir davon durch immer neue Überbeschäftigungen, sondern arrangiere dich mit dir selbst in erbaulicher Weise, denn dein siamesischer Zwilling folgt dir ohnehin überall hin. Nur tut es immer einem von euch beiden weh, wenn sich einer von euch beiden laufend widersetzt. Denn das Ich-Selbst nebst seinem Es-Triebleben ist nun einmal eine untrennbare Einheit.

  • Do it yourself! „Was du heut' nicht kannst besorgen, das verschiebe stets auf morgen.“ Dann kehren Ruhe und Frieden ein. Sorge dich nicht und lege dir Bürozeiten für die Bewältigung Deiner Probleme zu. Alles zu seiner Zeit. Probleme erfordern Arbeit, jedoch keine Sorgen. Alles läuft seinen Weg mit und ohne Sorgen. Worauf du dich verlassen kannst!

  • Und klage deinen Mitmenschen nicht unnötigerweise dauernd, wie schlecht es dir geht. Das zieht dich nur weiter hinunter und belastet dich und die anderen.
  • Wenn du reden willst, dann such dir dafür nur die Menschen, die dir zuhören wollen und es auch können. Manche leiden darunter, wenn sie sich von dir laufend nur schlimme Sachen anhören müssen. Sei einfühlsam in andere Menschen und dröhne ihnen nicht mehr die Ohren voll. Ich habe das nämlich auch erst lernen müssen, dass die Ohren anderer Leute ein Recht auf Stille haben
  • Das ewige Erzählen in ewig langen Quasseltherapien heilt dich nicht wirklich. Es verfestigt deine Leiden in Endlosschleife. Lass dir von niemandem mehr einreden, dass wiederholtes Reden immer derselben Sachen therapeutischen Effekt habe. Es ist nicht so, sondern es schadet dir nur! Wenn du immerzu dasselbe sagen musst, weil es so belastend ist oder war: "Mach eine EMDR-Therapie, und die Dinge werden verwischt und verlieren ihre Dauerpräsenz."

  • Hast du dich schon mal in den Finger geschnitten? Na und, war es denn wirklich so schlimm? Es hat vielleicht tüchtig weh getan, aber geheilt ist es doch ganz von allein, weil die Selbstheilungskraft das zustande bringt. Immer! Garantiert immer!

  • Es gibt Geheimnisse in dir, wo du nur staunend zuschauen aber sie nicht selbst machen kannst. Stör das bitte nicht leichtfertig, weil du dem nicht traust, was du nicht durchschauen kannst: Deine Selbstheilungskraft!

Die hier vorliegende verkürzte Darstellung kann natürlich den Weg meiner Selbstheilung und die angewandten psychotherapeutischen Wege, die ich gegangen bin und weiterhin gehe, nur skizzenhaft nachzeichnen, denn was ich eben in Kurzform mitgeteilt habe, sind letztlich Schlagworte, die gründliche Einübung und Selbstkontrolle benötigen, bis sie zu einem Teil deiner selbst und deiner Lebensstrategie geworden sind. Simple Rezepte gibt es in der Seelenarbeit nicht.

Im Grunde gehören zu jeder Psychotherapie allerdings nur sehr wenige und grundsätzliche Schritte. Dazu bedarf es neben des Wunsches nach Unabhängigkeit von störenden Umständen und Menschen auch des Willens, sich wirklich selbst zu begegnen. Wer sich selbst in die Tasche lügt, kann natürlich nicht wirklich frei werden. Die Einübung der Selbstehrlichkeit ist daher eine Grundübung auch für die Willenskraft-Entwicklungsübung!

Und die Selbstherrlichkeit steht einer gesunden Selbsteinschätzung diametral entgegen. Selbstherrlichkeit und gesunde Selbstbeurteilung passen nicht zusammen.

Reine Verhaltenstherapie genügt meistens nicht. Vor allem dann nicht, wenn schwere Traumatisierungen stattgefunden haben, von denen man nicht unbedingt wissen muss. Sie sind oftmals auch völlig vergessen und abgespalten worden, wie es bei mir der Fall war.

In unerklärlichen depressiven Phasen, auch mal im Burnout, dem totalen Ausgebranntsein, Durchknallen auf der einen Seite und auf der der anderen Zusammenbruch und den einen solchen Zustand begleitenden affektiven Entladungen aufgrund von Unausweichlichkeit, Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Ängsten und Befürchtungen aller Arten, Wut, Panik, Weglaufen und unsachlichen und meist fruchtlosen Auseinandersetzungen, aber auch in Schüchternheit, Schweigen und totaler Antriebslosigkeit mit unentrinnbarem Durchhängen und quälender Lethargie zeigt sich, dass etwas nicht in Ordnung war, nicht in Ordnung ist und neue Wege gesucht werden sollten. Dass - meistens in der Kindheit - eine schwere Erschütterung irgendwann oder auch wiederholt stattgefunden haben muss, dass ein solcher Mensch sich vielleicht ungeliebt gefühlt hat und tatsächlich zu wenig Zuwendung erhalten hat, liegt auf der Hand.

In alledem erkennen wir deutlich, dass es etwas im Leben gegeben hat, was entweder verdrängt oder auch völlig vergessen und abgespalten wurde. Die Psychologie spricht bei der völligen Abspaltung von der Dissoziation, was viel schlimmer ist, als bloße Verdrängung. Da braucht es dann auch psychoanalytischer Arbeit mit korrekter, meistens jahrelang durchgeführter Traumanalyse und anderer tiefenpsychologischer Vorgehensweisen. Dass man das aber auch allein durchführen kann, nun, das habe ich ja bewiesen. Und ich bin auch nur ein normaler Mensch mit normalen Macken und Fähigkeiten.

Allerdings habe ich in der Jugend eine dreijährige Psychoanalyse bei einem professionellen Therapeuten durchgeführt und dort die Grundlagen für spätere Eigenarbeit erworben. Und eine spätere reine Quasseltherapie (Gesprächstherapie) sowie eine der Rational Emotiv Therapie (RET) ähnliche Therapie haben mir weitere praktische Einblicke verschafft.

Eine Selbsttherapie geht auch nicht ohne ein Minimum und sogar einem gerüttelten Maß an Fachwissen; und eine Psychotherapie unter Mithilfe eines geschulten Therapeuten bedarf ebenso der persönlichen Mitarbeit und gleichzeitigen fachlichen Selbstinformation, damit Unabhängigkeits- und Selbstwerdung immer sicherer gelingen können, denn jede Psychotherapie ist letztendlich eine Selbsttherapie, ist Arbeit am Charakter. Nicht Arbeit an den Mitmenschen sondern einzig und allein Arbeit am eigenen Charakter! Denn ob die Mitmenschen sich ändern, ist dabei völlig belanglos. Wenn sie mir nicht genehm sind, dann gehe ich eben weg. Es gibt ja - Gott sei Dank - genug Auswahl!

Auswandern aus der Familie, der Ehe, der Arbeitsstelle, dem Beruf und der alten Heimat ist durchaus auch eine tolle Chance für einen guten Neustart, wenn man lernt, den alten innerseelischen Ballast nicht erneut in die neue Partnerschaft, die neue Familie, den neuen Beruf, die neue Arbeit und die neue Heimat wieder mit einzubauen, damit alles beim Alten bleibt. Ganz so wie gewohnt und gehabt. Wer was ändern will, braucht nicht nur Neues, sondern es muss sich selbst erst einmal rundum erneuern! Dann kann er aus Altem sogar Neues basteln, ohne sich erneut zu verausgaben. Das ist auch viel preiswerter und kostet nicht so viele Nerven. Also: Nicht gleich Familie und Partner wechseln, die Arbeit den Beruf und die Heimat sondern erst einmal das eigene Innere tüchtig entrümpeln und neu ordnen: Renovierung von innen ist angesagt.

Das Alleinsein hat auch seine besonderen Vorzüge. Ohne dieses Alleinsein käme ich gar nicht zum richtigen Denken und Schreiben. Und ohne diese Stille in und mit mir selbst würde ich auch den Zugang zu meinem Herrgott nicht finden können, zu demjenigen nämlich, der mein Heilsein, mein Heil, meine Existenz und Selbstregulierungskraft, also die Selbstheilungskraft, ausmacht.

Und bei der Selbstgeburt, die sich in der Selbstheilung vollzieht, hat jeder Mensch seine eigenen Wehen, ist sich selbst Vater und Mutter und bringt sich selbst unter Schmerzen und Freuden zur Welt. Ist der Geburtsschmerz vorüber, breitet sich unendliche Lebensfreude aus.

Ein italienisches Sprichwort sagt: „Passa la doglia, torna la voglia.“ Damit gemeint ist, dass die Lust zu neuer Zeugung zurück kommt, wenn die Geburtsschmerzen vorüber sind. Und darum sollten wir uns selbst immerzu zeugen und unter Schmerzen und Freuden neu gebären, denn nur dann ist uns unsere Lebensfreude garantiert.

Nicht jeder ist im Stande, sich ohne Therapeuten umzuorientieren, zu wandeln und so locker vom Hocker selbst neu zu gebären. Schon darum nicht, weil er erst einmal lernen muss, wie eine Therapie, das Umlernen, Neulernen und Umorientieren überhaupt vonstatten geht, wie der Hase also läuft, ohne wieder im altbekannten Bau stecken zu bleiben oder noch davor erwischt zu werden.

Die Zickzackwege und Hakensprünge, um sich das Leben zu erhalten, sollten uns nicht mehr zum Angsthasen machen. Wer also weiterhin zu viel im Zickzack vor Attacken aus der Luft wegläuft, sollte vielleicht doch lieber mit einem gut geschulten Professionellen zusammen arbeiten, ihn sich allerdings vorher erst einmal gründlich unter die Lupe nehmen, damit er sicher ist, dass der seinerseits weder Angsthase noch schlauer Fuchs ist oder gar selbst nicht recht weiß, wie sein eigener Hase läuft.

Nochmals: Auch wenn du lieber zu einem Therapeuten gehen möchtest: Auf jeden Fall solltest du dich gründlich selbst sachkundig machen, um dich wirklich auf die eigenen Füße stellen zu können, denn Selbstwerdung gelingt nur unter deiner zu schulenden Fähigkeit, selbständig zu gehen. Und der erste Schritt dazu ist, gesundes Misstrauen zu einem noch fremden Therapeuten zu haben, bevor du dein gesamtes Seelenleben vor ihm ausbreitest.

Die Chemie muss stimmen, bevor ein gesundes Vertrauensverhältnis aufgebaut werden kann. Vertrauensseligkeit, wie ich sie oft an den Tag gelegt habe, hat mir oftmals lediglich Enttäuschung und zusätzliche Leiden eingebrockt. Sich einen passenden Mitarbeiter für seine Seelenarbeit zu suchen, gehört mit zu den Übungen, an der richtigen Stelle nein beziehungsweise ja zu sagen. Und dazu gehört die Fähigkeit, sich entscheiden zu können. Auch die Entscheidungsfähigkeit ist erlernbar.

Jesus sagte sinngemäß: "Arsch hoch, auf die eigenen Füße stellen und selbst laufen ist der Weg ins Himmelreich!" Er sagte auch: "Ich bin der Wille und der Weg." Und dieses weise Wort habe ich für mich selbst übernommen: "Ich bin der Wille und der Weg." Das allerdings ist nicht jedem Heiler recht, weil er eben keine einfühlsame Heilerpersönlichkeit ist sondern lediglich ein Klempner von eigenen Gnaden.

Was EMDR ist, erkläre ich in einem eigenen Kapitel in diesem Buch ausführlich. Mehr musst du darüber nicht wissen, denn es ist eigentlich ganz einfach. Aber man kann natürlich auch einfache Dinge verkomplizieren und eine ganze Wissenschaft daraus machen. Es ist ja allgemein üblich, von immer weniger immer mehr Wissen haben zu wollen, obwohl wir lediglich den Kern, der allem gemeinsam ist, erkennen sollten, um weise zu werden, um weise zu sein: Das Leben, das Lebendige, das Göttliche, das Heilende, das Kreative, das Schöne, das, was in den lebendigen Prozessen immer anwesend ist und Bestand hat, nämlich die Schöpfer- und Heilkraft, die in jedem von uns liegt. Sie garantiert uns die Ausgewogenheit in einem gesunden Fließgleichgewicht, ohne dass wir uns Sorgen darum machen müssten, ob es auch wirklich funktioniert.

Obwohl ich hier weitgehend in einfacher Sprache schreibe: Ganz ohne Fachausdrücke und Fremdwörter geht es auch in diesem Buch nicht ab. Sie können sie im alphabetischen Glossar am Ende des Buchs leicht nachschlagen. Und manchmal benutze ich auch drastischere Ausdrücke, die nicht nachgeschlagen werden müssen, weil wir sie alle gut kennen und oftmals besser verstehen, als schön malende, geschraubte Sprache, die das Wesentliche doch nur wieder umschreibt oder auch verdeckt. Und daraus wollen wir uns doch - bitte
schön - trotz aller Sehnsucht nach Belletristik verabschieden.

Ich erläutere im vorliegenden Buch die verschiedenen psychotherapeutischen Therapien nicht mehr ausführlich, beschreibe jedoch auch hier EMDR und die sokratische Gesprächstechnik (= Mäeutik) als eine der wichtigen Grundlagen genauer. Ebenso gehe ich ausführlich auf Projektionen, Entnahme- und Vermeidungsverhalten ein sowie auf Sprachverhalten durch bestimmte Floskeln, die Kognitionen und das große unpersönliche Fürwort man, das mir oft den letzten Nerv raubt, weil es so unreflektiert und abgedroschen benutzt wird. Die Menschen wissen gar nicht, was sie sich selbst damit antun, wenn sie im Unpersönlichen verharren und erstarren, statt persönliche Stellung zu beziehen!

Auf Traumanalyse und Archetypen gehe ich hier ebenfalls nicht differenziert ein, denn dazu müsste ich Tiefenpsychologie, Philosophie und auch theologische Grundlagen besser erläutern, die ich ja nicht bei jedem voraussetzen kann. Bitte schauen sie aber nötigenfalls zu den Kurzdefinitionen ins Glossar, sollte ihnen mal etwas unbekannt sein. Wenn sie jedoch tiefer einsteigen möchten, empfehle ich ihnen sowohl mein umfassenderes erstes Selbsttherapiebuch mit seinem noch umfangreicheren Glossar und einem weiteren Nachschlageverzeichnis sowie einschlägige Fachliteratur.

Auf die Sinnfrage und die Erkenntnis des allgemeinen und persönlichen Sinns gehe ich vor allem im Zusammenhang mit der Willenskraft ein, der ich ein eigenes Kapitel widme. Ich halte sie für eine wesentliche Grundlage. Sie ist der Mutter- und Nährboden für gesundes Wachstum und damit auch für die Selbstheilungskräfte. Ich gehe darauf in meinem ersten Buch sehr ausführlich ein. Die Beantwortung der frommen Frage nach dem Sinn, die auch zulassen kann, dass es nicht auf jede menschliche Frage eine wissenschaftlich nachvollziehbare Antwort geben kann, ist der Nährboden für die weise, gereifte Erkenntnis: Da ist außer mir noch etwas.

Wer das Gruseln um die wissenschaftliche Unbeantwortbarkeit nach den letzten Fragen als frommen Schauder empfinden kann, ist auch der Beantwortung dieser letzten Fragen sehr nahe, denn er lässt sich vertrauensvoll darauf ein, dass er als Bestandteil des großen, unbekannten Ganzen diesem vertraut sein muss, denn er gehört ja dazu wie ein Kind zu seiner Mutter, die ihm sein Urvertrauen mit ihrer zuverlässigen Wärme und der Spende von Sicherheitsgefühl einflößt.

Da ich sehr offen meine Geschichte darlege, habe ich sowohl einige Orte als auch einige Personen anonymisiert und ihnen andere Namen gegeben, ohne jedoch irgend etwas erfunden zu haben. Mir ist es nicht wichtig, unbedingt Recht herstellen zu wollen, dass es ohnehin nur selten gibt. Wichtig ist mir ausschließlich meine Selbsttherapie gewesen, bei der ich niemanden bloßstellen möchte.

Möge auch dies Buch dazu beitragen, unsere Welt ein wenig freundlicher werden zu lassen. Packen wir es an und schauen wir dem Treiben zu, dass Menschen zuerst kaputt macht und dann durch viel Mühe wieder gesund machen kann, wenn wir das Leid und unsere Einschätzungen zu relativieren lernen. Bei allem gelte die Erkenntnis: Nichts ist zu kompliziert, als dass es nicht auch einfach zu erklären und zu verstehen wäre. Vereinfachen wir also unser Leben! Das Einfachste dabei sind Liebe und Respekt, die so schwer zu leben sind. Oder doch nicht?

Sofia Sörensen,
Hamburg, 19. November 2007